Ganztagsschule in Bayern: Ein Schulleiter über Konflikte und Lösungen

Bayerischer Rektor beschreibt die „schlimmste Form der Schule“ in Deutschland

Helmut Klemm, Schulleiter der Eichendorffschule in Erlangen, kritisiert die Struktur vieler halbtagsschulischer Bildungseinrichtungen in Deutschland und beschreibt sie als „schlimmste Form der Schule“. In einem Interview äußert er, dass die herkömmlichen Schulzeiten von acht bis zwölf Uhr die Erziehung der Kinder nicht angemessen fördern. Diese Zeit sei oft von Stress und einer funktionalen Sicht auf die Schüler geprägt, wodurch sie wenig als Individuen wahrgenommen werden.

Klemm hebt hervor, dass der Schulalltag an Halbtagsschulen oft wenig Raum für Austausch und persönliche Entwicklung lässt. Stattdessen werde Erziehung meist nur als Reaktion auf das Verhalten der Schüler gestaltet. Diese Form der klassischen Konditionierung, bei der Schüler bestraft werden, sobald sie gegen Regeln verstoßen, führe dazu, dass sie nicht als Menschen mit individuellen Sorgen, sondern als Objekte betrachtet werden.

Der Schulleiter wehrt sich gegen diese reduzierte Sichtweise der Schüler und fordert eine Neudefinition des Ganztagsschulmodells. An seiner Schule, die als voll gebundene Ganztagsschule fungiert, haben die Schüler die Möglichkeit, nachmittags in einem unterstützenden Umfeld zu lernen, ohne dass Hausaufgaben den Nachmittag belasten. Diese Flexibilität ermögliche es, die Bildungsgerechtigkeit zu fördern, die an offenen Ganztagsschulen oft nicht gegeben sei.

Die Entwicklung der Ganztagsschulen in Deutschland zeigt einen wachsenden Trend. Seit 2002 steigt die Anzahl dieser Schulen stetig an. Während im Jahr 2020 bereits 71 Prozent aller Schulen ein Ganztagsangebot hatten, stellt Klemm klar, dass nicht alle Formen von Ganztagsschulen gleichwertig sind. Die richtige Umsetzung, wie sie an seiner Schule erfolgt, ist entscheidend, um eine echte Lern- und Lebensgemeinschaft zu schaffen.

Die Herausforderungen innerhalb des deutschen Schulsystems, vor allem in Bezug auf Lehrermangel und die Umsetzung des Lehrplans, erfordern kreative Ansätze, wobei Klemm die Zusammenarbeit mit externen Partnern und Vereinen als eine wichtige Möglichkeit sieht, um die Schulerfahrung weiter zu bereichern. Schule sollte, nach seiner Ansicht, ein Ort des echten Miteinanders und Lernens sein, an dem Schüler nicht nur als Lernende, sondern als Menschen anerkannt werden.

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